02. Konzeptionelles zur Vorbereitung des Verhaltens des Entscheiders.
Das höchste Privileg der Mächtigen ist das Recht, sanktionsfrei
vorsätzlich Fehlentscheidungen treffen zu können.
Eine Maßnahme ohne Nutzen ist reine Geldverschwendung.
Die vermeintliche Nichtentscheidung (Aufschiebung) ist auch eine
Entscheidung mit entsprechenden Folgen.
- Ob eine Entscheidung sich als wirtschaftlich, ethisch,
moralisch, "richtig" ... erweist, zeigt sich immer erst in der
Zukunft. Die erhofften Erfolge und Ergebnisse können eintreten -
oder eben nicht. Fehlentscheidungen bedeuten: Es hat etwas
gefehlt, das im Moment der Entscheidung nicht bewusst war, dass
es fehlt. Wenn das Fehlende als fehlend erkannt war und die
Entscheidung dennoch ohne Berücksichtigung des Fehlenden
erfolgte, sollte nicht von einer Fehlentscheidung, sondern von
einem Vorsatz gesprochen werden. Je höher die Macht, desto
wahrscheinlicher ist auch, dass eine vorsätzliche
Fehlentscheidung nicht sanktioniert wird.
- Die Mächtigen vermuten in der Regel, dass die Missstände,
die in der Vorgeschichte aufgezeigt werden, auf
Fehlentscheidungen zurückzuführen sind. Neben der Hoffnung, dass
dies niemand bemerkt und wenn, dann dies keine Konsequenzen für
die Mächtigen hat, besteht die Annahme, selbst (noch) so mächtig
zu sein, dass es mit den üblichen Mitteln der Führung gelänge,
die Missstände zu beseitigen. Wenn das aufgrund des bereits
besseren Wissens nicht mehr angenommen werden kann, neigen die
Mächtigen gerne zu demonstrativen Interventionen, die "aller
Welt offensichtlich machen" müsse, dass es nicht an der Person
des Mächtigen und seinen Entscheidungen liegen könne, wenn die
unerquicklichen Zustände weiter bestehen bleiben oder sich gar
noch verschlimmern könnten. In der Regel wird demonstrativ
"Hilfe" von außen geholt: teure Berater und Erlebnis-Events
sollen wieder alles richten.
- Nützt dies nichts, werden "harte" Sanktionen gegen die
vermeintlich Verantwortlichen ergriffen. Meist sind dies
formalen Führungskräfte der nachfolgenden Hierarchie oder
identifizierte "Sündenböcke". Die Wirkung ist in vielen Fällen
Aufsehen erregend aber von kurzer Dauer: Das "System" hat sich
rasch wieder auf das alte eingependelt.
- Mächtige geben "öffentlich" erst dann eine eigene
Beteiligung und Verantwortung an Missständen zu, wenn sie damit
ihre Macht stärken können oder wenn der öffentliche Druck
unerträglich wurde.
- Die Erfahrung mit dem Einsatz der Werkzeuge zur Teamformung
zeigt, dass Mächtige kaum auf den Gedanken kommen, dass sie
weder etwas falsch gemacht haben müssen, noch etwas versäumt
haben noch aus anderem Grunde "schuldig" sind, obwohl die Dinge
so sind, wie sie ihnen selbst nicht gefallen. Noch tabuisierter
ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Ohnmacht letztlich
nichts ändern zu können. Am überraschendsten ist oft die
Erkenntnis, dass "das System" selbst die richtigen Lösungen
finden wird, wenn es die Gelegenheit dazu erhält. Die größte
Herausforderung für die Mächtigen ist, "dem System" das
Vertrauen zu schenken - und selbst Teil dieses Systems zu sein
und zu bleiben.
- Die Maßnahmen zur Teamformung kosten Geld. Es gibt keinerlei
Garantie, dass die damit entwickelten Lösungen auch gefallen
werden. Auch die Hoffnung, dass die Zustände danach besser sind
oder besser werden, kann sich erst nach dem Workshop erfüllen -
oder auch nicht. Jegliche Vorabsicherheit ist unseriös und
manipulativ.
- Mächtige haben ein Recht auf Schutz wie alle anderen
Betroffenen und Beteiligten auch. Die Prozesse und die einzelnen
Schritte sind deshalb so konzipiert, dass dieser Schutz der
mächtigen Personen jederzeit gewahrt bleibt.
- Der Schutz der mächtigen Personen bedeutet in keinem Fall
das Versprechen, dass Fehler, Fehlentscheidungen, fehlende
Kompetenz oder störende Verhaltensmuster nicht zur Sprache
kämen. Im Gegenteil: "Das System" muss sich mit den bekannten,
vermuteten und unterstellten "Fehlleistungen" der Mächtigen
auseinander setzen, damit "ein reiner Tisch" erreicht wird, mit
welchem die künftige Führung und damit die Person der Mächtigen
ohne Vorbehalte akzeptiert werden kann. (Akzeptanz kann man
nicht verordnen, einfordern, erzwingen, sondern nur geschenkt
erhalten.).
- Das Vertrauen der Mächtigen, dass sie den uneingeschränkten
Auftrag zur Führung der ihnen anvertrauten Menschen von diesen
selbst erhalten könnten, ist umso seltener, je mehr die
Mächtigen unbequeme Entscheidungen treffen und gegen die ihnen
anvertrauten Menschen durchsetzen mussten.
- Die Mächtigen ekeln sich häufig vor allen Menschen, die in
schwierigen Situationen auftauchen und vorgeben, Lösungen für
Probleme zu haben, die den Mächtigen selbst nicht möglich sind
oder waren. Es ist gleichgültig, mit welcher Bezeichnung diese
Menschen auftauchen. Häufig verwendet sind: Berater, Trainer,
Moderator, Coach, Mediator, Prozessberater, Prozessbegleiter,
Therapeut, Controller, Mentor, Pate,... Nicht selten werden
deshalb solche Dritten herausgesucht, die erwarten lassen, dass
sie ebenfalls scheitern. Denn der Gedanke alleine, ein Dritter
könne es besser als der Mächtige selbst, ist unerträglich. Die
"öffentliche Vorführung" der "Berater, die nichts bringen", wird
inszeniert - und darf auch richtig Geld kosten: Der Seele des
Mächtigen tut es gut.
- Mächtige kennen in der Regel auch keine Personen, denen sie
eine Lösung der Probleme zutrauen, zu denen sie selbst nicht in
der Lage zu sein scheinen.
- Fazit: Die Entscheidung für den Einsatz der Werkzeuge zur
Teamformung ist eine Entscheidung der mächtigen Person. Die
Ergebnisse dieser Entscheidung gehören deshalb in die volle und
ausschließliche Verantwortung des Mächtigen. Die Personen, die
als Experten für den richtigen Einsatz der Werkzeuge zur
Teamformung eingesetzt werden, haben sich deshalb als
Dienstleistende zu verstehen.